(Steglitz-Zehlendorf / Öffentliche Bibliothek)
,,Meine Ausbildung als Fachangestellter für Medien- und
Informationsdienste war nicht meine Erstausbildung. Als Landschaftsgärtner war
ich zuvor 2 Jahre lang in einer Ausbildung, allerdings musste ich diese wegen
einer Verletzung abbrechen. Über eine Ausschreibung gelang ich dann zu der
Information, dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf 3 Auszubildende als FaMI
einstellen wollte. Daher würde ich schon sagen, dass ich mehr oder weniger in
diesen Beruf reingerutscht bin, nicht zuletzt weil ich ihn davor nicht gekannt
habe. Mithilfe vom BIZ und eines im Bezirksamt angestellten Bekannten
informierte ich mich dann über die Tätigkeiten die dieser Beruf mit sich
bringt. Als ich erfuhr, dass es sich dabei um die Stadtbibliothek handelt war
ich glücklich und habe mich schon gefreut, da ich die Bibliothek noch von
früher gekannt habe. Die Ausbildungszeit würde ich allgemein als gut
bezeichnen. Natürlich ist es teilweise anstrengend, chaotisch und in manchen
Bereichen zu durchgeplant und in anderen dann wieder vollkommen unorganisiert.
Im Großen und Ganzen kann ich aber nicht meckern. Der schulische Teil meiner
Ausbildung stellte sich für mich als schwierig dar, da ich Zeit brauchte mich
nach meiner praktischen Ausbildung als Landschaftsgärtner wieder an eine
klassische Schulsituation zu gewöhnen, nicht zuletzt weil ich bereits mein
eigenes Geld verdiente. Aber auch hier muss ich sagen, dass die Lehrer sehr
nett waren und sich durch diesen sehr positiven Eindruck die Berufsschule gut
durchlaufen lies. Zusätzlich engagierte ich mich in der JAV um anderen Azubis
eine Stütze sein zu können und meine negativen Erfahrungen vom Bau positiv auf
andere zu übertragen. Ich absolvierte während meiner Ausbildung drei Praktika.
Eines im Filmarchiv der Akademie der Künste, eines in der Technischen
Universität Berlin im VOLKSWAGEN-Haus und ein weiteres im Landesarchiv, bei dem
ich beim Aufbau des Kataloges der Akten von der Nerven- und Heilanstalt Buch
mitwirken konnte. Aufgrund meiner schulischen Leistungen war es mir nicht
möglich die Ausbildung zu verkürzen. Trotz alledem habe ich mein persönliches
Ziel erreicht.
Meine Übernahme nach der der Ausbildung stand fest. Diese
war direkt, fest und unbefristet. Nach meiner mündlichen Prüfung konnte ich in
den Betrieb fahren und meinen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Seitdem habe ich
eine Volltagstelle. Während meiner gesamten Arbeitszeit in der Bibliothek
durchlief ich die verschiedensten Tätigkeitsfelder. Gleich am Anfang lag der
Fokus meiner Arbeit in der
Praktikanten- und Ausbildungsplanentwicklung für die neue
Ausbildungsleitung. Danach war ich als Hilfe in der Statistik tätig und unternahm auch recht
schnell das Koordinieren des Dienstplanes,
wenn der betreffende Kollege ausfiel und es andere Notstände gab. Auch
beschäftigte ich mich verstärkt mit der Medienreparatur, der Beschaffung von neueren, stabileren
Verpackungen für AV-Medien, sowie dem Medienclearingfällen. Parallel
dazu führe ich bis heute das Lektorat
vom Bereich 14+ unserer Bibliothek. Dieses Lektorat erhielt ich, weil ich ihn
von Beginn meiner Ausbildung an eingestellt und auch Kollegen beim Kauf beraten
habe. Die Anerkennung meiner Kollegen erhielt ich durch ständige Präsenz und
Mitarbeit, meinem gezeigten Interesse und der Eigenschaft
Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen. Als FaMI ist es die
größte Motivation, seinen Beruf lieben zu lernen. Die größten Erfahrungen die
ich in meiner beruflichen Zeit lernen und annehmen konnte ist die Einarbeitung
in Hierarchien (aus meiner Erfahrung vom Bau), dass man Respekt haben und sich
Kritik annehmen muss.
Verbesserungsmöglichkeiten in der Ausbildung sind schwer
festzulegen, da die individuellen Einsatzgebiete des FaMIs eine große
Spannbreite umfassen. In der schulischen Ausbildung wäre es schon damals
sinnvoll gewesen, reine Bibliotheksklassen zu schaffen. Oft haben Auszubildende
der öffentlichen Bibliotheken das Gefühl, dass sie denen der wissenschaftlichen
hinterher hinken. Die Inhalte der
Ausbildung sollten umstrukturiert, erneuert und angepasst werden und Tätigkeiten
der Bibliothekare sollten an FaMIs übertragen werden. FaMIs sind Praktiker.
Dennoch ist die Leitungsebene trotzdem wichtig und die Leitungsebenen müssen
durch Bibliothekare besetzt werden. Unsere
Aufgabe ist es, sich gegenüber der Konkurrenz auf- und gutzustellen. Die
Aufstiegsmöglichkeiten des FaMIs sehe ich auf einer theoretischen Sicht. Man
muss sich die Unterschiede der Berufsgruppen klar machen und sich von
vornherein klar machen, dass es nur minimalste Erfolgschancen auf einen
finanziellen Aufstieg gibt um nicht enttäuscht zu werden. Für die Zukunft sehe
ich, dass es immer weniger Diplombibliothekare gibt und dafür immer mehr FaMIs
mit einem hohen Potenzial und verstärkter Flexibilität. Ich glaube, dass es
Diplombibliothekare in ihrer Herrschaftsform irgendwann nichtmehr gibt. Durch
die Ausbildung an sich haben sie aber dennoch einen hohen Erfahrungsschatz. Es
ist auch wichtig im Blick zu haben, dass die meisten Bibliothekare aus meiner
Bibliothek in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen und dadurch mehr
„Nachwuchs“ benötigt wird, damit das qualitative Arbeiten nicht abbricht. Die
Frage ist nun, ob hierbei die FaMIs zum Zug kommen und den Platz der
Bibliothekare einnehmen.''