Michele Wegner



Arbeitet in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek 
Lektor / Dienstplan-Koordinator

(Steglitz-Zehlendorf / Öffentliche Bibliothek)



,,Meine Ausbildung als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste war nicht meine Erstausbildung. Als Landschaftsgärtner war ich zuvor 2 Jahre lang in einer Ausbildung, allerdings musste ich diese wegen einer Verletzung abbrechen. Über eine Ausschreibung gelang ich dann zu der Information, dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf 3 Auszubildende als FaMI einstellen wollte. Daher würde ich schon sagen, dass ich mehr oder weniger in diesen Beruf reingerutscht bin, nicht zuletzt weil ich ihn davor nicht gekannt habe. Mithilfe vom BIZ und eines im Bezirksamt angestellten Bekannten informierte ich mich dann über die Tätigkeiten die dieser Beruf mit sich bringt. Als ich erfuhr, dass es sich dabei um die Stadtbibliothek handelt war ich glücklich und habe mich schon gefreut, da ich die Bibliothek noch von früher gekannt habe. Die Ausbildungszeit würde ich allgemein als gut bezeichnen. Natürlich ist es teilweise anstrengend, chaotisch und in manchen Bereichen zu durchgeplant und in anderen dann wieder vollkommen unorganisiert. Im Großen und Ganzen kann ich aber nicht meckern. Der schulische Teil meiner Ausbildung stellte sich für mich als schwierig dar, da ich Zeit brauchte mich nach meiner praktischen Ausbildung als Landschaftsgärtner wieder an eine klassische Schulsituation zu gewöhnen, nicht zuletzt weil ich bereits mein eigenes Geld verdiente. Aber auch hier muss ich sagen, dass die Lehrer sehr nett waren und sich durch diesen sehr positiven Eindruck die Berufsschule gut durchlaufen lies. Zusätzlich engagierte ich mich in der JAV um anderen Azubis eine Stütze sein zu können und meine negativen Erfahrungen vom Bau positiv auf andere zu übertragen. Ich absolvierte während meiner Ausbildung drei Praktika. Eines im Filmarchiv der Akademie der Künste, eines in der Technischen Universität Berlin im VOLKSWAGEN-Haus und ein weiteres im Landesarchiv, bei dem ich beim Aufbau des Kataloges der Akten von der Nerven- und Heilanstalt Buch mitwirken konnte. Aufgrund meiner schulischen Leistungen war es mir nicht möglich die Ausbildung zu verkürzen. Trotz alledem habe ich mein persönliches Ziel erreicht.



Meine Übernahme nach der der Ausbildung stand fest. Diese war direkt, fest und unbefristet. Nach meiner mündlichen Prüfung konnte ich in den Betrieb fahren und meinen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Seitdem habe ich eine Volltagstelle. Während meiner gesamten Arbeitszeit in der Bibliothek durchlief ich die verschiedensten Tätigkeitsfelder. Gleich am Anfang lag der Fokus meiner Arbeit in der Praktikanten- und Ausbildungsplanentwicklung für die neue Ausbildungsleitung. Danach war ich als Hilfe in der Statistik tätig und unternahm auch recht schnell das Koordinieren des Dienstplanes, wenn der betreffende Kollege ausfiel und es andere Notstände gab. Auch beschäftigte ich mich verstärkt mit der Medienreparatur, der Beschaffung von neueren, stabileren Verpackungen für AV-Medien, sowie dem Medienclearingfällen. Parallel dazu führe ich bis heute das Lektorat vom Bereich 14+ unserer Bibliothek. Dieses Lektorat erhielt ich, weil ich ihn von Beginn meiner Ausbildung an eingestellt und auch Kollegen beim Kauf beraten habe. Die Anerkennung meiner Kollegen erhielt ich durch ständige Präsenz und Mitarbeit, meinem gezeigten Interesse und der Eigenschaft Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen. Als FaMI ist es die größte Motivation, seinen Beruf lieben zu lernen. Die größten Erfahrungen die ich in meiner beruflichen Zeit lernen und annehmen konnte ist die Einarbeitung in Hierarchien (aus meiner Erfahrung vom Bau), dass man Respekt haben und sich Kritik annehmen muss.



Verbesserungsmöglichkeiten in der Ausbildung sind schwer festzulegen, da die individuellen Einsatzgebiete des FaMIs eine große Spannbreite umfassen. In der schulischen Ausbildung wäre es schon damals sinnvoll gewesen, reine Bibliotheksklassen zu schaffen. Oft haben Auszubildende der öffentlichen Bibliotheken das Gefühl, dass sie denen der wissenschaftlichen hinterher hinken.  Die Inhalte der Ausbildung sollten umstrukturiert, erneuert und angepasst werden und Tätigkeiten der Bibliothekare sollten an FaMIs übertragen werden. FaMIs sind Praktiker. Dennoch ist die Leitungsebene trotzdem wichtig und die Leitungsebenen müssen durch Bibliothekare besetzt werden.  Unsere Aufgabe ist es, sich gegenüber der Konkurrenz auf- und gutzustellen. Die Aufstiegsmöglichkeiten des FaMIs sehe ich auf einer theoretischen Sicht. Man muss sich die Unterschiede der Berufsgruppen klar machen und sich von vornherein klar machen, dass es nur minimalste Erfolgschancen auf einen finanziellen Aufstieg gibt um nicht enttäuscht zu werden. Für die Zukunft sehe ich, dass es immer weniger Diplombibliothekare gibt und dafür immer mehr FaMIs mit einem hohen Potenzial und verstärkter Flexibilität. Ich glaube, dass es Diplombibliothekare in ihrer Herrschaftsform irgendwann nichtmehr gibt. Durch die Ausbildung an sich haben sie aber dennoch einen hohen Erfahrungsschatz. Es ist auch wichtig im Blick zu haben, dass die meisten Bibliothekare aus meiner Bibliothek in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen und dadurch mehr „Nachwuchs“ benötigt wird, damit das qualitative Arbeiten nicht abbricht. Die Frage ist nun, ob hierbei die FaMIs zum Zug kommen und den Platz der Bibliothekare einnehmen.''